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Bläserphilharmonie Ulm spielt vor Papst Franziskus in Rom

Foto JBU – Ralf Hinz

Begeisterung und Magie: Die Junge Bläserphilharmonie Ulm erlebt in Rom den Papst hautnah und die alle Grenzen sprengende Macht der Musik.

Drei Konzerte und einen Empfang bei Annette Schavan, der weiterhin tief mit Ulm verbundenen deutschen Botschafterin beim Heiligen Stuhl, standen auf dem Programm der Italienreise der Jungen Bläserphilharmonie Ulm (JBU). Den Höhepunkt bildete die musikalische Umrahmung der Generalaudienz mit Papst Franziskus auf dem prall mit Menschen gefüllten Petersplatz.

Drei Konzerte und einen Empfang bei Annette Schavan, der weiterhin tief mit Ulm verbundenen deutschen Botschafterin beim Heiligen Stuhl, standen auf dem Programm der Italienreise der Jungen Bläserphilharmonie Ulm (JBU). Den Höhepunkt bildete die musikalische Umrahmung der Generalaudienz mit Papst Franziskus auf dem prall mit Menschen gefüllten Petersplatz.

„Wir waren sehr nah dran, vielleicht 20 Meter von ihm entfernt“, schwärmt der junge Trompeter Daniel Müller. „Ich hab noch nie vor so viel Publikum, vor so einer Riesenmenge gespielt.“ Mit seinen 22 Jahren ist der angehende Schulmusiker das älteste Mitglied der JBU. Es sei „einfach toll“ gewesen, die Zeremonie und die schiere Größe des Platzes zu erleben. Von ihrer Position hinter dem Papst aus hätten sie eine „Superaussicht“ auf den gesamten Petersplatz genossen.

Dabei kam das Orchester wegen des römischen Verkehrschaos zu spät. „Ich hätte keinen roten Heller mehr darauf gegeben“, sagt der Vorsitzende des Orchestervorstands, Michael Leibinger, schmunzelnd. Die Musiker mussten warten, bis Franziskus im Papamobil seine Runde über den Petersplatz gedreht hatte, bevor sie ihre Plätze einnehmen konnten.

Am Tag darauf staunte Schavan über das sehr zahlreich erschienene Publikum zum Konzert in der prunkvollen Barockkirche des Heiligen Ignatius an einem der schönsten Plätze Roms. „Ein Stück Heimat, das wärmt das Herz“, freute sich die Botschafterin, während sie alte und neue Bekannte unter den Anwesenden begrüßte.

Was die jungen Leute bei dem Konzert mit dem Chor aus dem Bergort Subiaco erlebten, stellte Schavan anschließend in den größeren Rahmen der Völkerverständigung. Wenige Tage nach Pfingsten hätten sie mit der grenzüberschreitenden Kraft der Musik ein echtes Beispiel für das Pfingstgeschehen erlebt, bei dem die Menschen sich trotz unterschiedlicher Sprachen plötzlich verstanden. „Musik ist eine Sprache, die keine Grenzen kennt, keine kulturellen und keine nationalen“, sagte sie aus Rücksicht auf das Publikum auf Italienisch. Gleich zu Beginn der einwöchigen Konzertreise hatte sie die jungen Leute zu einem Empfang in ihre Botschaft geladen.

Neben dem Empfang bei der unkompliziert und mit freundlicher Direktheit auftretenden Botschafterin, den Proben und den Konzerten genossen die jungen Ulmer natürlich die Ewige Stadt. „Am liebsten würde ich an jeder Ecke stehen bleiben“, gestand die junge Klarinettistin Sophia Hüber. Die Zusammenarbeit mit dem Chor aus dem Bergstädtchen Subiaco fand die 19-Jährige „total aufregend“.

Gerade auf ihren jährlichen Auslandsreisen erleben die jungen Leute das Orchester als Familie. „Der Zusammenhalt, der entsteht, ist faszinierend“, sagte die junge Klarinettistin. „Der Moment, in dem aus nichts so viel entsteht“, ist für sie das Entscheidende. Nicht nur an den zwei Probentagen pro Woche, sondern auch in ihrer Freizeit trifft sie sich mit den anderen Orchestermitgliedern. „Wir sind ein Team, in dem man immer jemanden hat, der hinter einem steht.“

Gemeinsam Musik zu machen und zu reisen schafft enge Freundschaften, ist sie sich mit dem Trompeter einig. In der Zusammenarbeit mit dem Chor aus Subiaco erlebten sie, dass es auch ohne Italienischkenntnisse ging. Keiner beherrschte die Sprache des anderen und doch habe man sich auf Anhieb verstanden. „Da kann jeder mit jedem“, bekräftigt Daniel Müller.

Damit verwirklichen die jungen Leute genau das, was der Vorstandsvorsitzende Michael Leibinger sich zum Ziel gesetzt hat. „Man kann pathetisch sagen: Wir wollen ein kleines Stückchen zum Weltfrieden beitragen.“ Die Musik kenne keine Sprachgrenzen, sagt er bei einem Cappuccino in der Bar Tazza d’Oro, wo es einen der besten Kaffees von Rom gibt.

„Wir haben die Leute berührt“, sagt die 19-jährige Klarinettistin begeistert. „Wenn sie berührt sind, hat man etwas gut gemacht“, pflichtet der Dirigent bei. Dabei hatten sie bei ihren drei Konzerten in Italien unterschiedliche Herausforderungen zu meistern. In Subiaco, dem Ort, wo der Heilige Benedikt als Eremit in einer Grotte lebte, bevor er zum Ordensgründer wurde, lernten sie etwas über die Musikbegeisterung eines Bergstädtchens. Auf dem Petersplatz galt es, die Musik bis in hintersten Reihen zu tragen. In der Barockkirche des Heiligen Ignatius kämpften die Musiker dagegen mutig gegen den Hall.

Solche Schwierigkeiten scheinen die Orchestermusiker umso enger zusammenzuschweißen, denn dabei müssen sie desto mehr aufeinander hören und achten. Dabei wollten die Jungen anfangs nicht, dass das Orchester auch Mädchen aufnahm, erinnert der Vorstandsvorsitzende lachend. Das Zusammenspiel scheint sich jedoch perfekt entwickelt zu haben. Das zeigen auch die Preise, die die Bläserphilharmonie in den letzten Jahren auch auf Bundesebene gewann (siehe Info-Kasten).

Dirigent Josef Christ zeigt sich in Rom besonders beeindruckt über den Chor aus Subiaco. „Sie haben eine ganz besondere Art zu singen“, sagt der Musiker, der seit 25 Jahren Kontakt mit ihnen pflegt. „Fast opernhaft“ nennt er ihre Tendenz zum Tremolo auch in der gemeinsam mit den Ulmern aufgeführten Messe des Niederländers Jacob de Haan.

Christ kennt den Chor von Subiaco seit 25 Jahren, denn die Städtepartnerschaft zwischen dem mittelitalienischen Ort und Ochsenhausen geht ursprünglich auf musikalische Kontakte zurück. „Wir sind älter als die Europäische Union“, sagt Stefano Quaresima, der Chorleiter, stolz auf die Jahrzehnte alte Zusammenarbeit seines Chors mit der Stadt, in der auch Josef Christ früher dirigierte. „Es ist ein bisschen wie Magie“ beschreibt der 36-jährige Italiener den Einklang zwischen Sängern und Bläsern

Quelle: Südwest Presse Ulm
Autor: Bettina Gabbe
Datum: 20.05.2016