Presseberichte 2021


Weltreise mit Bravour und Latino-Feuer

Jahreskonzert 2021 Südwest-Presse Ulm
Bestens aufeinander eingestellt: Josef Christ (links) dirigiert die JBU und ihr Nachwuchsorchester seit 25 Jahren.
Foto: Lars Schwerdtfeger

Die Junge Bläserphilharmonie Ulm und ihr Nachwuchsorchester feiern im CCU ein Doppeljubiläum – und lassen sich vom Publikum feiern.

Endlich wieder spielen. Und das vor vollem Haus. Nach eineinhalb Jahren Corona-Zwangspause – abgesehen von der Umrahmung der Schwörfeier im Juli – hat sich die Junge Bläserphilharmonie Ulm (JBU) mit einem hochkarätigen Programm zurückgemeldet. Was beim Jahreskonzert, dessen Beginn sich um 15 Minuten wegen Warteschlangen und Kontrollen verzögert hatte, geboten wurde, war ganz nach dem Geschmack der rund 1000 Besucherinnen und Besucher im CCU.

„The Winner Takes It All“ – mit diesem Abba-Hit gab das JBU-Nachwuchsorchester zur Eröffnung mit zunehmender Sicherheit, Eifer und Elan seine Visitenkarte ab. Und Gewinner waren sie alle – die Akteuere und das applaudierende Publikum. Dermaßen angespornt tummelten sich die Jungtalente gekonnt in John Williams’„Star Wars Saga“-Filmmusik, glänzten bei Melodien aus Griegs „Peer Gynt“ und schufen in Thierry Deleruyelles „Colors of Time“ ein Tongemälde, in dem der Rhythmus wie eine tickende Uhr das Leben symbolisiert.

Dass die rund 120 Mitwirkenden vom Grundschul- bis zum Twen-Alter in zwei Orchestern unter Josef Christ die Herausforderung mit Bravour, Spiellaune und überraschend guter Form meisterten, war der Unterstützung durch Fachlehrer, Musikschulleitung und Christs digitalem Probenkonzept zu verdanken – und natürlich dem Fleiß und Können der Musici. Erst kürzlich konnte die erste gemeinsame Hauptprobe stattfinden, wie Hans-Uli Thierer aus dem JBU-Vorstand in Vertretung von Michael Leibinger, dem verhinderten Vorsitzenden, zur Begrüßung erklärte.

Christ, der Fels in der Brandung

Zwei Jubiläen gab es zu feiern: das 60-jährige Bestehen der vielfach ausgezeichneten JBU (vormals Ulmer Knabenmusik) – und 25 Jahre unter Christ. Der einstige Klarinettist der Ulmer Philharmoniker ist ein Garant für den Erfolg, zum einen durch sein gutes Gespür für die Werkauswahl, zum anderen durch seinen klaren Dirigier-Gestus, Straff, aber umsichtig hält er die Zügel und setzt Akzente, quasi ein Fels in der klangsatten Brandung.

Auf eine Weltreise entführte danach das rund 80-köpfige Große JBU-Orchester, dessen langes kakofonisches Einspielen schon Sonderapplaus erntete. ZweiModeratorinnen aus der Flöten- und Oboen-Riege gaben abwechselnd den Werken Geschichte und Hintergrund, was das Zuhören noch interessanter machte.

Starkes Bläser-Geschütz ließ die Fanfare des Japaners Satoshi Yagisawa auffahren. Zwischen Stippvisiten in Belgien („By the River“) und Amerika bei fetzigem Golden-Twenties-Jazz („Jitterburg!“) lag der Schwerpunkt in Latino-Gefilden, wobei die fünf Präzisions-Schlagwerker viel zu tun hatten. Reich an Klangfarben, Effekten, tollen Soli (Oboistin, zwei Trompeter), Tanzryhthmen, Flamenco-Feuer und Corrida-Flair wurden umjohlt alle Register gezogen, bis bei Arturo Márquez‘ „Conga del Fuego“ und Alfred Reeds „El Camino Real“ die Ventile qualmten. Nach einer heißen Latin-Zugabe Riesenapplaus, Bravos und Standing Ovations auf allen Plätzen.

Autor: Christa Kanand
Quelle: Südwest-Presse Ulm
Datum: 18.10.2021


Junge Bläserphilharmonie Ulm meldet sich zurück

Jahreskonzert 2021 Ralf Hinz
Die Junge Bläserphilharmonie hat begeistert.
Foto: Ralf Hinz

Eineinhalb Jahre lang mussten sie pausieren. Jetzt spielen die Talente wieder – im Congress-Centrum

Leergefegt: Eineinhalb Jahre lang stand kein Termin mehr im Konzertkalender der Jungen Bläserphilharmonie Ulm. Zumindest kein einziger, der dann tatsächlich über die Bühne gegangen wäre. Doch jetzt haben sich die Musiktalente mit Schwung und Mut zurückgemeldet.

Vor sehr gut gefüllten Reihen im Ulmer Congress-Centrum präsentierten sie bei ihrem Jahreskonzert Werke, die mit Groove und tänzerischer Laune – und auch mit sinfonischer Fantasie – die Pandemie-Sorgen für Momente vergessen ließen. Ein Konzert, das allein schon mit seiner gewieften Stückauswahl überzeugte. Und die Wiedersehensfreude zwischen den jungen Bläsertalenten und dem Publikum war greifbar, vom ersten bis zum letzten Applaus.

Jetzt treten sie wieder ins Scheinwerferlicht: Kleine Menschen mit großen Eufonien und Hörnern, Klarinetten und Oboen in der Hand, manche mit einem Lächeln, viele unter Garantie mit Lampenfieber. Denn den Auftakt nach langer Spielpause macht das Nachwuchsorchester, in dem Talente ab 10 Jahren spielen. Am Taktstock: Bläserphilharmonie-Leiter Josef Christ. Hier beginnt die Leichtigkeit des Abends.

„The Winner takes it all“ schrieben Benny Anderson und Björn Ulvaeus für ihre legendäre Schwedenband. Glasklar, die beiden „B“ von ABBA. Das Song-Arrangement, das nun der JBU-Nachwuchs spielt, mag vielleicht schlicht sein, gemessen am Pop-Glitter des Originals. Aber auch dieses Genre, mit seiner Pop-Gefühligkeit, verlangt Musikalität. Das blitzt bei den Jungmusikern und Musikerinnen schön auf, unter dem Dirigat von Josef Christ.

Einen Ausflug ins All, über den Umweg Hollywood, wagen die Musiker und Musikerinnen mit einem Streifzug durch die Star-Wars-Filmmusiken – von der Erkennungsmelo- die des Bösen mit dem schwarzen Helm, dem „Imperial March“, bis zur „Cantina Band“. Filmmusik, das ist oft Sinfonik, gemacht für Bewegtbilder, und auf diesem musikalischen Pfad zaubern sich die jungen Musiker dann in eine beherzte Version der „Halle des Bergkönigs“ aus Edvard Griegs „Peer Gynt Suite“ hinein – mit beachtlichem Crescendo.

2021 ist nicht nur das 60. Jahr der Gründung des JBU – sondern auch das 25. Amtsjahr von Josef Christ als künstlerischer Leiter dieser Orchester. Was er meistern musste, in den vergangenen Monaten: Digitale Online-Proben organisieren, mit Einzelregistern auf Abstand arbeiten, vor allem aber die Begeisterung der Talente in der zähen Zeit wachhalten. Erst vor wenigen Tagen sei die erste, gemeinsame Proben im vollen Tutti möglich gewesen.

Daher geht es mit Spannung in Konzerthälfte zwei: Auftritt  der Großen. Hier spielen junge Musiker und Musikerinnen von 12 bis 21 Jahren. Zum feierlichen Wiedersehen soll gleich eine Fanfare klingen, nämlich Satoshi Yagisawas „Fanfare – The Benefaction from Sky and Mother Earth“. Vor allem die Blechbläser und Blechbläserinnen lassen ihre Instrumente strahlen, in diesem Stück über Himmel und Erde.

Jan van der Roost zählt zur überschaubaren Riege der Großmeister unter den Bläsersinfonik-Komponisten. Das Werk „By the river“ des Belgiers fordert dann das Große Orchester sehr, das ist durchaus spürbar, aber gerade deshalb kann hier auch jedes Register glänzen – mit feinen, springenden Wellen und Wogen in den Klarinetten und Trompeten.

Was jetzt folgt, ist pure Lebenslust: Schon in Alfred Reeds konzertanter Dichtung „El Camino Real“ wird die Spieltemperatur merklich südlicher. In dieses Stück flicht der US-Amerikaner Flamenco-Akkorde aus Spanien – und das Orchester lässt sich auf den Tanz ein. Im schwelgenden, bald köchelnden „Conga del Fuego“ von Arturo Marquéz, der in Europa auch dank Gustavo Dudamel und seinem venezolanischen Jugendorchester ein Begriff, ja eine Marke ist, erreicht die Stimmungskurve den Gipfel. Als Krönchen auf diese Einladung zum Tanz setzt Josef Christ dann noch Jazz, unter anderem mit Robert Buckleys „Jitterbug!“. Hier wummern die Tubatiefen, obenauf setzen junge Trompeter mutige Soli, das Schlagwerk groovt voran. Alles in allem ein Abend mit viel Frische, mit Feuer und Vergnügen. Die Junge Ulmer Bläserphilharmonie hat begeistert.

Autor: Veronika Lintner
Quelle: Neu-Ulmer Zeitung
Datum: 20.10.2021