Presseberichte 2011 „Queen Symphony“


Bildergalerie der JBU


Die JBU im SPAZz des Monats

Quelle: Der SpaZz online (Ausgabe Mai 2011)
http://www.ksm-verlag.de/downloads/spazz/spazz-2011-05.pdf (Seite 28)


Requiem für einen Champion

Foto: Augsburger Allgemeine

Junge Bläserphilharmonie mit der „Queen-Symphony“ auf der Wilhelmsburg

Ulm Open Air bedeutet Sommer, bedeutet Genuss für Auge und Ohr unter freiem Himmel. In diesem Sommer aber prägt das Staccato prasselnden Regens den Rhythmus von Open Air Aufführungen – so auch beim Großereignis der „Queen Symphony“ der Jungen Bläserphilharmonie Ulm auf der Wilhelmsburg. Publikum, Musiker und Chor hielten unterm Regendach aus, die Solisten Sarah Nüchel (Violine) und Virgil Bunea (Violoncello) waren dem Regen auf der Bühne ausgesetzt. Besser hatten es die Lautsprecher auf der Wilhelmsburg: Sie wurden gleich zu Beginn von „We will rock you“ in Gelbe Säcke gehüllt.

Bevor sich das JBU unter Leitung von Josef Christ der Aufführung von Tolga Kashifs „Queen Symphony“ nach der Pause widmen konnte, spielten die jungen Musikerinnen und Musiker zunächst ein Programm aus sinfonischer Blasmusik und Medleys und Arrangements beliebter Stücke von Bon Jovi und John Miles.

Technisch brillant aufgeführt, verändert das Arrangement für Bläser den Charakter des Originals doch, schleift es runder, weicher, gefälliger, nimmt dem Original die harten, individuellen Kanten.

Viele im Publikum hätten es lieber gesehen, wäre die 40-minütige Pause zwischen diesen Arrangements und der „Queen Symphony“ ausgefallen, denn es regnete in Strömen, und dann lockt auch die Atmosphäre des Innenhofs der Wilhelmsburg wenig zum Plaudern und zum sommerlich-kühlen Rosé. Glühwein vom Stand war angesagt.

Zur Queen-Symphony, die der türkisch-zypriotische Komponist Tolga Kashif im Rückgriff auf zwölf berühmte Songs der Rockgruppe „Queen“ komponierte, entstand vor der Ulmer Aufführung ein eigener Projektchor, der mit dem JBU auf der nächtlichen Bühne stand. Wer aber von der „Queen-Symphony“ und vom Titel des Konzerts – „We will rock you“ – Rockiges erwartet hatte, rieb sich erstaunt die Ohren: Die sechs Sätze der „Queen-Symphony“ sind majestätisch, getragen, Satz drei und vier musikalisch spannend und rhythmisch extrem schwierig. Tolga Kashif aber interpretiert Versatzstücke beispielsweise aus „The Show must go on“ als Adagio, aus der „Bohemian Rhapsody“ als Andante Doloroso. Schmerz über den Tod Freddie Mercurys und das Ende von Queen schafft aus kompositorischen Ideen von Queen eine Art Requiem, dessen Aufführung eher einen Konzertsaal oder eine Kirche benötigt denn die Wilhelmsburg, wo sich die lateinischen Chorpassagen doch teilweise nach oben verflüchtigten. Am Ende des sechsten Satzes entsteht eine lang ausgehaltene Verflechtung aus Freddie Mercurys „Who wants to live forever“ und dem „Dona nobis pacem“ des Requiems.

Es gab lang anhaltenden, begeisterten Beifall – trotz Regen und Kälte.

Quelle: Augsburger Allgemeine
Autor: Dagmar Hub
Datum: 25.07.2011


Klangbad auf der Wilhelmsburg

Foto: André Gerring

2900 begeisterte Zuhörer an zwei Konzertabenden: Vor gewaltiger Kulisse spielte die Junge Bläserphilharmonie Ulm unter Josef Christ auf der Wilhelmsburg die „Queen Symphony“ von Tolga Kashif.

2900 begeisterte Zuhörer an zwei Konzertabenden: Vor gewaltiger Kulisse spielte die Junge Bläserphilharmonie Ulm unter Josef Christ auf der Wilhelmsburg die „Queen Symphony“ von Tolga Kashif.

Wer gleich anfangs den „Mount Everest“ musikalisch mühelos bewältigt, den höchsten Berg der Welt, und danach das Alte Testament in die Hand nimmt, um die Geschichte von der Flucht der Israeliten vor den Ägyptern durch das Rote Meer zu erzählen, den kann nichts erschüttern. Schlechtes Wetter schon gar nicht. Von Satoshi Yagisawa stammt der biblische Soundtrack „Moses und Ramses“, klangvoll schildert der Komponist, wie Gott erst Moses und dessen Volk einen Weg bereitet und dann die Wassermassen über den Truppen des Pharao zusammenkrachen lässt.

Die Junge Bläserphilharmonie Ulm (JBU) trotzte in ihrem Jubiläumskonzert auf der Wilhelmsburg am Freitag der unfreundlichen Natur und kam mit Bravour ins Ziel. Das Wort „Klangbad“ bekam eine ganz neue Bedeutung. Nun saßen zwar die Zuhörer auf den Tribünen im Trockenen, und auch das Orchester spielte auf einer mit Planen überdachten Bühne. Aber als der Pop-Klassiker „Music!“ von John Miles, elegant swingend arrangiert von Philip Sparke, auf dem Programm stand, prasselte unmittelbar hinterm Dirigenten Josef Christ der Regen auf den Boden.

Dieses Konzert hatte wegen des schlechten Wetters auf der Kippe gestanden (die Pauluskirche wäre Ersatzort gewesen), aber ein musikalisches Risiko bestand nie. Christ hatte sein Orchester bestens vorbereitet, und in der Zitadelle, vor 1400 Zuhörern, entstand allemal stimmungsvolle Open-Air-Atmosphäre – erst recht am Samstagabend beim regenfreien, akustisch noch besser ausgesteuerten zweiten Konzert. Macht zusammen rund 2900 begeistert applaudierende Zuhörer: Die vor 50 Jahren als Ulmer Knabenmusik gegründete JBU ist ein enormer Kultur-Faktor in der Stadt.

„We will rock you!“, lautete das Motto des Jubiläumskonzerts. Pop-Medleys präsentierten die Musikerinnen und Musiker der JBU schon vor der Pause: ein Santana-Porträt mit dem schön lässig aufspielenden Saxophon-Solisten Marc Keller und auch einen „Bon Jovi Rock Mix“. Dann aber folgte die von Tolga Kashif komponierte, 2002 in London vom Royal Philharmonic Orchestra streichergewaltig uraufgeführte „Queen Symphony“ in Erik Somers Arrangement für sinfonisches Blasorchester (plus Celli und Kontrabässe). Wer allerdings nur ein Potpourri aus den besten Queen-Hits samt „We Are The Champions“ zum Mitsingen erwartet hatte, musste genauer hinhören. Denn Kashifs Werk in sechs Sätzen ist weit kunstvoller. Ihm gelang wirkungsvolle Klassik auf der Pop-Basis genialer Queen-Melodien und der sinfonischen Vorarbeit der Kult-Band („Bohemian Rhapsody“). So entstand eine romantisch populäre Sinfonie, geschult an der Klangsprache eines Tschaikowsky, Elgar oder Williams und an der rhythmischen Moderne eines Strawinsky und Bernstein (motorisch antreibend die Klavier-Soli von Janis Pfeifer).

Aber eigentlich hat Kashif geradezu ein Requiem für Freddie Mercury geschaffen, dessen messianischem Künstlerleben auch der Chor in einem „Andante Doloroso“ gedenkt. Poesievoll „singen“ Violine (Sarah Nüchel) und Cello (Virgil Bunea) im 3. Satz das „Who Wants To Live Forever“ – und dieses „Forever“ schwebt auch am Ende des Konzerts leise verklingend weiter. Ein faszinierendes Werk: fein und innig, wenn allein die Oboe „We Are The Champions“ intoniert, dann wieder mit der großen bis klangbombastischen Geste inklusive Chor (Andreas Weils „Singkope“, Thomas Stangs „Sacrapella“ und Mitglieder des Theater-Extrachors). Souverän hatte Josef Christ den Riesenapparat unter Kontrolle, die Junge Bläserphilharmonie spielte leidenschaftlich diese „Queen Symphony“, die man im Konzert gerne mal wieder erleben würde.

Quelle: Südwest Presse
Autor: Jürgen Kanold
Datum: 25.07.2011